Hochzeitsgedichte für Karten
01./ »
Ich trage dein Herz mit mir. Ich trage es in meinem Herzen, Nie bin ich ohne es. Wohin ich auch gehe, gehst du meine Teure und was auch nur von mir allein gemacht wird, ist dein Werk, mein Schatz. Ich fürchte kein Schicksal, weil Du mein Schicksal bist, mein Liebling. Ich will keine Welt, weil du meine Schöne, meine Welt bist, meine Liebste. Hier ist das tiefste Geheimnis, um das keiner weiß. Hier ist die Wurzel der Wurzel, und die Knospe der Knospe und der Himmel des Himmels eines Baumes namens Leben, der hoher wächst, als unsere Seele hoffen, unser Geist verstecken kann. Das ist das Wunder, das den Himmel zusammen hält. Ich trage dein Herz. Ich trage es in meinem Herzen. «
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02./ »
O Bräutigam, welch eine Braut wird deinem Arm zur Beute! Bei meiner Leier schwör ich's laut: Die Krone schöner Bräute! «
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03./ »
Gott mög' Euch beiden, so wie heut, In Eurem ganzen Leben, Gesundheit, Fried' und Einigkeit, Und Wein und Braten geben; In Glück und Unglück frohen Mut, Und immer volle Fässer! Denn volle Fässer sind gut; Zufriedenheit ist besser. «
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04./ »
O, lebt und liebt Euch, nach der Sitte Der goldnen Zeit, als eine Hütte Die Liebenden umschloss, die willige Natur Aus ihrem Überfluss sie nährte, Und ihnen Bach und Wald und Flur Die Mittel der Zufriedenheit gewahrte! Durch Euer Beispiel angereizt. Bekehre sich, wer schon allmählich an der Küste Des Hagestolzeneilands kreuzt. Bekehre sich zu Hymens Altar, und gelüste Nach eines Weibchens warmer Zärtlichkeit, Die uns, aus öder Einsamkeit Zum ersten Glücke der Geselligkeit Allmächtig weckt. (Spricht sie zur Freude: Werde! Zum Kummer: flieh! wird Freude, Kummer flieht.) Nach jenem Bunde, der herab zur Erde Die Seligkeit des Himmels zieht. Nach jener ewigen Verschwistrung Seelen, Bestimmt, sich hier zu finden, und zu wählen, Und sich getreu bis in den Tod zu sein. Nach jenem unaussprechlichsüßen Sorgen Für Wesen, die durch uns sich ihres Daseins freun; Nach jenen Küssen, Spielen, Tandelein, Die, vor des Neides Blick verborgen. Die Liebe nur belauschet und verschweigt. «
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05./ »
Die Ehe ist das Ruhen zweier Herzen, da ist kein Sehnen mehr und ist kein Schmerzen, da ist kein Suchen, nein, man hat gefunden. Man lebt und lebt, doch nimmer zählt man Stunden. Es ist ein Leben, wie zwei Bäume leben, die ihre Wurzeln ineinander weben, treuinnig mit den Zweigen sich umfassen; kommt auch ein Sturm, keins kann vom andern lassen. Derselbe Tau trifft sie, derselbe Regen, was einem wohltut, bringt dem andern Segen. Mag Mond, mag Sonne auf sie niederschauen, sie steh'n vereint in kindlichem Vertrauen. Sie harren still, was ihnen kommt von oben, ob Freud', ob Leid - sie sind in eins verwoben. «
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06./ »
Ruhet dann, jedoch erwäget, Liebes Paar, es sei die Nacht Eh es morgen sieben schläget Nicht zum Schnarchen nur gemacht. Zwei die müssen Wache sein; Schlafen kann man wohl allein. «
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07./ »
Ihr seid nun eins, ihr beide, und wir sind mit euch eins. Trinkt auf der Freude Dauer ein Glas des guten Weins! Und bleibt zu allen Zeiten einander zugekehrt durch Streit und Zwietracht werde nie euer Bund zerstört. «
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08./ »
Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen. «
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09./ »
Mal rührt sie mit Zaubergewalt Die Herzen, zum Schlänglein gewunden, mal gurrt sie in Taubengestalt am Fenster unzählige Stunden, mal strahlt sie im glitzernden Eis, mal scheint sie im tropischen Schimmer, doch führt sie verlässlich und leis, die Menschen zu Trauer und Kummer. Wie klagt sie so süß im Gebet der Geige, wie flehend und schüchtern, doch fürchtet sich wer sie errät im Lächeln von fremden Gesichtern. «
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10./ »
Die liebe Ist eine wilde rose in uns Sie schlägt ihre wurzeln in den augen, wenn sie dem blick des geliebten begegnen Sie schlägt ihre wurzeln in den wangen, wenn sie den hauch des geliebten spüren Sie schlägt ihre wurzeln in der haut des armes, wenn ihn die hand des geliebten berührt Sie schlägt ihre wurzeln, wächst wuchert und eines abends oder eines morgens fühlen wir nur: sie verlangt raum in uns Die liebe ist eine wilde rose in uns, unerforschbar vom verstand und ihm nicht untertan Aber der verstand ist ein messer in uns Der verstand ist ein messer in uns, zu schneiden der rose durch hundert zweige einen himmel «
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11./ »
Im Tor schon hobst du den Blick Wir sahen uns an. Eine große Blüte stieg leuchtend blass aus meinem Herzen. «
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12./ »
Wie auf hellen wehenden Wiesen Blumen, mit göttlichen Mienen, Sind mir deine Augen erschienen, Welche die Liebe froh priesen. Leicht von den Blumen beschworen Sah ich den Schmetterling steigen; So haben deine Augen im Schweigen Mir meine Lieder geboren. Manchen führt Mondschein gefangen, Nachtwandelnd öffnet er Türen; Mich konnten deine Augen fortführen, Bin ihnen blind nachgegangen. Sie sind wie der Mondschein gekommen; Sie können die Erde versenken, Können den Schatten mir lenken, Machen mich glücklich bekommen. Deine Augen sind wie die Waldbeeren, Sie zwingen mich niederzuknien; Und haben die Sorgen geschrien, Konnten deine Wimpern sie wehren. Wie an den Wassern die Weiden Über den Spiegeln gern schweben Froh an entrückendem Leben, Kann ich deine Augen nicht meiden. Muß mich deinen Augen ergeben; Wie die Wolken, rauschend im Blauen, Auf Unergründliches bauen, Bau' ich auf zwei Augen mein Leben. Deine Augen sind himmlische Brücken; Wie nach dem Regen im Bogen Sieben Freuden am Himmel einzogen, So können deine Augen beglücken. Wenn in dem Abend die Birken Blutend in Scharen sich röten, Als müßte die Sonne sie töten, So fühle ich Todeslust wirken. Wie todeslüstern die Mücken Heiß um den Abendstrahl minnen, Möcht' ich deine Augen gewinnen, Trag' gern all Leid im Entzücken. «
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13./ »
Ich flüchte in dein Zauberzelt Liebe Im atmenden Wald wo Grasspitzen sich verneigen weil es nichts Schöneres gibt «
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14./ »
ich liege bei dir. deine arme halten mich. deine arme halten mehr als ich bin. deine arme halten, was ich bin wenn ich bei dir liege und deine arme mich halten. «
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15./ »
Fernher ziehn wir durch die Gassen, Stehn im Regen und im Wind, Wohl von aller Welt verlassen Arme Musikanten sind. Aus den Fenstern Geigen klingen, Schleift und dreht sichs bunt und laut, Und wir Musikanten singen Draußen da der reichen Braut. Wollt sie doch keinen andern haben, Ging mit mir durch Wald und Feld, Prächtig in den blauen Tagen Schien die Sonne auf die Welt. Heisa: lustig Drehn und Ringen, Jeder hält sein Liebchen warm, Und wir Musikanten singen Lustig so, daß Gott erbarm. Lachend reicht man uns die Neigen, Auf ihr Wohlsein trinken wir; Wollt sie sich am Fenster zeigen, 's wäre doch recht fein von ihr. Und wir fiedeln und wir singen Manche schöne Melodei, Daß die besten Saiten springen, 's war, als spräng mirs Herz entzwei. Jetzt ist Schmaus und Tanz zerstoben, Immer stiller wirds im Haus, Und die Mägde putzen oben Alle lustgen Kerzen aus. Doch wir blasen recht mit Rasen Jeder in sein Instrument, Möcht in meinem Grimm ausblasen Alle Stern' am Firmament! Und am Hause seine Runde Tritt der Wächter gähnend an, Rufet aus die Schlafensstunde, Und sieht ganz erbost uns an. Doch nach ihrem Kabinette Schwing ich noch mein Tamburin, Fahr wohl in dein Himmelbette, Weil wir müssen weiter ziehn! «
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16./ »
Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Liebe «
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17./ »
Man lernt sich irgendwo ganz flüchtig kennen Und gibt sich irgendwann ein Rendezvous. Ein Irgendwas, — ’s ist nicht genau zu nennen — Verführt dazu, sich gar nicht mehr zu trennen. Beim zweiten Himbeereis sagt man sich ›du‹. Man hat sich lieb und ahnt im Grau der Tage Das Leuchten froher Abendstunden schon. Man teilt die Alltagssorgen und die Plage, Man teilt die Freuden der Gehaltszulage, … Das übrige besorgt das Telephon. [...] «
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18./ »
Seit heute, aber für immer, weiß ich: Die Erde ist wirklich warm-; ich gebe der Nessel den Brand zurück und dem Igel die Stacheln. Seit heute ist alles mein Schutzpatron und die ganze Welt eine Weidenwiege, darin uns der Windstoß zusammenschaukelt und unsren Atem verknotet. «
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19./ »
Mehr als Gedichte wiegt, wie wir zusammen leben, vereint in einem Dasein Tag und Nacht: So brennt ein Licht, von Schatten rings umgeben, die es doch heller durch sein Leuchten macht. Wohl sind wir Tiere, die sich selbst dressieren, kurzfristiger Bestand aus Fleisch und Bein und doch: Das eine Leben, das wir beide führen, für tausend reichte es zum Glücklichsein. «
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20./ »
Wunderlichstes Buch der Bücher Ist das Buch der Liebe! Aufmerksam hab ich's gelesen: Wenig Blätter Freuden, Ganze Hefte Leiden; Einen Abschnitt macht die Trennung. Wiederseh'n! ein klein Kapitel, Fragmentarisch. Bände Kummers Mit Erklärungen verlängert, Endlos, ohne Maß. O Nisami! - doch am Ende Hast den rechten Weg gefunden; Unauflösliches, wer lös't es? Liebende, sich wieder findend. «
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